03. Oktober 2025

Ökumenischer Gottesdienst eröffnet Einheitsfeier in Saarbrücken


Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Saarbrücker Ludwigskirche ist der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2025 eröffnet worden. Der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann griff in seiner Predigt das Motto des Einheitsfests, „Zukunft durch Wandel“, auf – und bot biblische Inspiration für Transformationsprozesse. Der Gottesdienst wurde live im Ersten übertragen und ist in der ARD-Mediathek zu finden.

Das Motto „Zukunft durch Wandel“ macht laut dem Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann vielen Menschen Mut. „Andere werden dieses Motto vielleicht eher als beunruhigend empfinden, weil sie den Eindruck haben: ,Alles ist in Veränderung. Die Prozesse der Transformation, also der Umwandlung in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft (…), sie gehen so schnell, da komme ich nicht mehr mit‘“, verwies Ackermann in seiner Festpredigt vor rund 700 geladenen Gästen aber auch auf die damit verbundenen Herausforderungen.

Abraham als Inspiration für Zeiten des Wandels

Eine Inspiration in Zeiten des Wandels könne die biblische Gestalt Abrahams sein. Dessen Geschichte (Genesis 17,1-9) bildete die Grundlage der Predigt. „Die Geschichte verbindet die Erfahrungen der Menschen von heute mit dem Schatz einer jahrtausendealten Erfahrung“, so Ackermann. Viele Menschen hätten sich bereits in der Gestalt Abrahams wiedergefunden ­– ob religiös oder nicht. „Sie haben sich inspirieren lassen von der Erzählung über diesen geheimnisvollen Mann, der die Stimme Gottes in sich hört und sich von ihr in eine ebenso unbekannte wie verheißungsvolle Zukunft locken lässt.“

Gottes Halt in Zeiten der Veränderung

Die Geschichte sei längst nicht mehr nur eine religiöse, sondern vielmehr eine Geschichte der Menschheit. „Denn diese Geschichte erzählt von menschlichen Höhen und Tiefen, von Lichtpunkten und Abgründen. Sie ist voller Dramatik.“ Mehr als einmal dränge Gott Abraham, sich neu aufzumachen und weiterzugehen. „In seinem Wanderdasein bleibt Abraham nicht der, der er war. Er verändert, er wandelt sich. Er wächst. Schritt um Schritt.“ Dabei biete ihm seine Verbindung zu Gott Halt und Beweglichkeit. Gott lade uns auch heute ein, uns an Abraham zu orientieren – und gemeinsam mit ihm den Halt zu finden, „den wir brauchen, um den Wandel durch dieses Leben zu bestehen und (…) den Weg in die Zukunft zu finden.“

Gäste aus Politik, Gesellschaft und Religionsgemeinschaften

Bischof Ackermann leitete den Gottesdienst gemeinsam mit dem Bischof von Speyer, Dr. Karl-Heinz Wiesemann, dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel, und Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche). Unter den geladenen Gästen waren unter anderem Vertreter*innen aus Politik, Gesellschaft, Vereinen und Religionsgemeinschaften. So fanden sich unter den Besucher*innen etwa Bundeskanzler Friedrich Merz, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsidentin Julia Klöckner sowie die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und ein Großteil des Kabinetts.

Eindrucksvolle saarländische Wandelgeschichten

Eindrucksvoll wurde es auch, als drei Saarländer*innen ihre ganz persönlichen Wandelgeschichten erzählten: Hans-Jürgen Becker, Vorsitzender des Vereins BergbauErbeSaar, Alyeh Sadat, eine Wanderin durch Religionen und Konfessionen, sowie Klimaaktivistin Susanne Speicher. Becker bezeichnete das Ende des Bergbaus im Saarland am 30. Juni 2012 als schlimmen Einschnitt in seinem Leben. Er habe gedacht, „der Berg stürzt über mir zusammen.“ Solche Zukunftsängste treiben auch Klimaaktivistin Speicher um: „Der Klimawandel ist unaufhaltsam. Wenn wir uns als Menschen diesem Wandel nicht mutig stellen. Wir müssen handeln. Sonst werden wir Menschen keine Zukunft haben!“ Eine Quelle für Zuversicht in solchen Krisen hat Sadat durch ihre Wandelgeschichte gefunden, wie sie im Gottesdienst berichtete: „Wenn eins im Leben sicher ist, dann der Wandel. Seitdem Gott in meinem Alltag Ausdruck gefunden hat, kann ich auch schwierige, schlimme Phasen in meinem Leben zuversichtlich akzeptieren. Und mich trotzdem geborgen fühlen.“ Dass Wandel gelingen kann, griff der rheinische Präses Thorsten Latzel in seinem Zukunftsgebet auf: „Nichts muss bleiben, wie es ist. Weil Gott uns Zukunft verheißt. Gott lässt Neues entstehen. Tag für Tag.“ Zukunft durch Wandel – das sei jedoch keine Sache für Solisten. „Nur Miteinander können wir Zukunft gestalten. Dazu braucht es Gemeinsinn, keinen Egoismus.“

„Der Wind der Veränderung, der ist dort zu spüren“

Einen ermutigenden Blick auf die Zukunft warfen auch die pfälzische Kirchenpräsidentin Wüst und der Speyerer Bischof Wiesemann in ihrem gemeinsamen Gebet. Dabei zeichneten sie ein Bild des Saarpolygons als ein Symbol für ein Tor in die Zukunft. „Denn es steht für die Erfahrung: gerade, weil sich etwas wandelt, gibt es Zukunft.“ Das Saarpolygon ist eine große begehbare Skulptur auf der Bergehalde im saarländischen Ensdorf. „Dort oben ist es windig. Vielleicht ist es der Wind des Wandels, der Wind der Veränderung, der ist dort zu spüren“, hieß es im Gebet. Viele Menschen würden sich in Anbetracht der vielen Herausforderungen und Krisen in der Gesellschaft und auf der Welt einen solchen frischen Wind für unser Land wünschen.

Kirchen, Diakonie und Caritas sind am Bürgerfest beteiligt

Die beiden großen Kirchen samt Caritas und Diakonie sind auch über den Gottesdienst hinaus während des Bürgerfests vom 2. bis 4. Oktober präsent. Das Angebot reicht von Konzerten und evangelischen Themenführungen über erlebnispädagogische Angebote bis hin zu einem Gebärdensprachen-Workshop. Dabei legen die katholischen Bistümer ihren Schwerpunkt auf die Bereiche Bildung und Engagement. Mit dabei ist etwa der NS-Widerstandskämpfer in Form eines KI-Willi-Grafs, der Fragen der Besucher*innen beantwortet. Und wer sich für ein Ehrenamt interessiert, kann bei den Engagemententwickler*innen einen interaktiven Persönlichkeitstest machen. Die Diakonie Saar rückt im 100. Jahr ihres Bestehens soziale Vorurteile in den Mittelpunkt. Detaillierte Informationen zu den Angeboten von Kirche, Diakonie und Caritas auf dem Bürgerfest gibt es hier.

 

Stichwort: Tag der Deutschen Einheit

Am Tag der Deutschen Einheit wird jedes Jahr am 3. Oktober die Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 gefeiert. An diesem Tag trat die frühere Deutsche Demokratische Republik (DDR) der Bundesrepublik Deutschland bei, wodurch die 45-jährige Teilung Deutschlands überwunden wurde. In diesem Jahr finden die zentralen Feierlichkeiten in Saarbrücken statt.

Text: EKiR/Bistum Trier





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